
In der reichen Welt der afrikanischen Folklore, wo Tiere sprechen und Götter eingreifen, gibt es unzählige Geschichten, die Lektionen über Moral, Gesellschaft und das menschliche Dasein vermitteln. Unter diesen Juwelen steht “How Tortoise Went to Heaven!”, eine Fabel aus dem 20. Jahrhundert, die den unbändigen Ehrgeiz des Trickster-Charakters Schildkröte eindrucksvoll zum Ausdruck bringt.
Die Geschichte beginnt bescheiden in einem Dorf voller Tiere. Schildkröte, bekannt für seine List und seinen scharfen Verstand, sehnt sich nach mehr als dem alltäglichen Leben. Er träumt davon, die Götter im Himmel zu treffen und ihr Wissen anzutäuschen. Getrieben von diesem Ehrgeiz, beschließt er, den Himmel zu besteigen.
Doch der Weg zum Himmel ist nicht einfach. Schildkröte benötigt Hilfe – und findet sie in den Federn des Vogels Enyan. Dieser willigt ein, Schildkröte auf seinem Rücken in die Lüfte zu tragen, doch nur unter einer Bedingung: Schildkröte muss eine Reihe von Aufgaben erfüllen, um sich als würdig für den Aufstieg zu erweisen.
Die Aufgaben sind nicht trivial. Sie testen Schildkrötes Intelligenz, Ausdauer und vor allem seinen Charakter. Enyan fordert ihn auf, die Geheimnisse des Himmels zu enthüllen, die Weisheit der Götter zu erlangen und die Gefahren der Höhenwelt zu bestehen. Schildkröte meistert jede Aufgabe mit List und Überlegenheit – er stiehlt einen Zauberstab von einem Gott, täuscht die Engel mit falschen Versprechungen und überwindet sogar eine gefährliche Sturmfront.
Endlich erreicht Schildkröte den Himmel. Doch dort angekommen, stolpert er über seinen eigenen Ehrgeiz. In seinem Wunsch nach göttlichem Wissen vergisst er die Menschlichkeit und verspricht Enyan, ihm eine Teil der erlangten Weisheit zu geben. Als Schildkröte vor den Göttern steht, offenbart sich sein wahres Gesicht: Er hält seine Versprechen nicht ein und versucht stattdessen, das göttliche Wissen für sich allein zu beanspruchen.
Die Götter, die Schildkrötes List und Betrug erkannt haben, sind enttäuscht. Sie strafen ihn, indem sie ihn wieder auf die Erde zurückwerfen – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Schildkröte verliert seine Fähigkeit, schnell zu rennen und wird fortan gezwungen, langsam und schwerfällig durch die Welt zu kriechen.
“How Tortoise Went to Heaven!” ist mehr als eine unterhaltsame Geschichte. Sie bietet tiefgreifende Einblicke in die nigerianische Kultur und Ethik. Der Ehrgeiz Schildkrötes dient als Warnung vor den Gefahren des unkontrollierten Strebens nach Macht und Wissen. Die Moral der Geschichte liegt darin, dass wahre Weisheit nicht durch Betrug erlangt werden kann, sondern durch Demut, Hingabe und Ehrlichkeit.
Die Bedeutung von Trickstern in afrikanischer Folklore:
Schildkröte verkörpert den archetypischen Trickster-Charakter, der in vielen afrikanischen Kulturen eine zentrale Rolle spielt. Trickster sind oft schlau, verschlagen und unberechenbar. Sie brechen Regeln, hintergehen Autoritäten und stellen die etablierte Ordnung in Frage.
Figur | Eigenschaften | Rolle in der Geschichte |
---|---|---|
Schildkröte | Verschlagen, intelligent, gierig | Repräsentiert den Trickster-Charakter |
Enyan | Hilfsbereit, aber misstrauisch | Hilft Schildkröte, stellt aber Bedingungen |
Die Götter | Weiser, gerecht, strafend | Verkörpern die göttliche Autorität |
Trotz ihrer oft unkonventionellen Methoden dienen Trickster häufig als Katalysatoren für Veränderung. Sie enthüllen Schwächen in bestehenden Strukturen und zwingen die Gesellschaft dazu, sich zu hinterfragen. In “How Tortoise Went to Heaven!” zeigt Schildkröte die Schattenseiten des Ehrgeizes auf – die Gefahr, dass der
Streben nach Macht zu Unehrlichkeit und Selbstvergötterung führen kann. Die Geschichte erinnert uns daran, dass wahre Größe nicht in materiellen Gütern oder akademischem Wissen liegt, sondern in der Fähigkeit zu Empathie, Integrität und dem Respekt vor anderen.